Heute um 6:30 aufgestanden, Khmerfrühstück, Teambesprechung: Dabei lernen wir Herrn Dr. Thomas Maxwell kennen. Professor für Indologie – Fachgebiet: Historische Inschriften in Sanskrit und Khmer. Er ist momentan damit beschäftigt die historischen Inschriften in sämtlichen Tempelanlagen von Kambodscha zu erfassen, da deren Zustand sich von Jahr zu Jahr bedrohlich verschlechtert. Herr Maxwell ist eigentlich Engländer aber er spricht erstaunlich gut Deutsch, da er lange in Bonn gelebt hat. Seitdem er emeritiert ist lebt er hier in Siem Reap.
Wir unterhalten uns eine gute Stunde intensiv und erfahren unter anderem, dass die Datierung der Tempelanlagen über die Inschriften relativ gut gelingt. Manche Bauphasen oder Ereignisse lassen sich sogar exakt auf Tag und Stunde zurückverfolgen, da die Khmer geschichtliche Ereignisse oftmals mit dem Verweis auf zeitgleiche Planetenkonstellationen verbunden haben.
Der Einfluss aus Indien auf das alte Reich der Khmer war übrigens enorm. Sanskrit war (ähnlich wie im Abendland das Latein) vom 8. bis zum 13. die Sprache der Politik und der Gelehrten. Dennoch sind viele Inschriften sowohl in Sanskrit als auch in Khmer verfasst. Ich frage Herrn Maxwell was er von dem praktizierten Buddhismus hier hält, da ich persönlich nicht den Eindruck habe, dass die hiesige Volksfrömmigkeit und das Brauchtum der Khmer wirklich etwas mit den Lehren des Buddha zu tun haben. Zu Buddha wird hier gebetet, wie zu einem Gott – besonders dann, wenn man sich etwas erwünscht, wendet man sich an den Buddha. Er gibt mir Recht meint aber, dass es im Abendland eigentlich nicht anders sei. Der einfache Gläubige ist eben kein Theologe, sondern lebt seine Volks- oder Kirchenfrömmigkeit.
Wir beschließen, falls uns die Zeit noch bleibt ihn in im Tempel Banthey Srei, der etwa 40 km von hier entfernt ist, zu besuchen.
Danach geht es mit dem Pickup der GACP zum Schmied ( wir übrigens meist hinten auf der Ladefläche) um einiges stumpfe Werkzeug schmieden zu lassen. Dann zum Angkor Wat. Als wir am Infocenter ankommen, empfängt uns Sophorse und berichtet, dass die Mitarbeiter die Statue bereits abgebaut hätten. Emmeline ist außer sich, da das wieder mal ein Verstoß gegen ihre Anweisungen ist und sie schon das Schlimmste befürchte. Auch hätte der Vorgang der Demontagearbeiten fotografisch dokumentiert werden müssen. Wir beschwichtigen sie und beschließen uns die Sache erst einmal anzusehen. Als wir am Westgate ankommen ist die Figur sachgerecht gelagert – dennoch ist Emmeline verärgert und sagt uns, dass so etwas schon öfters vorgekommen ist. Wir beginnen zuerst, die Betonergänzungen zu entfernen.
Danach geht es ans Anpassen der neuen Steinteile an die Bruchflächen, womit wir bis 18:00 straff beschäftigt sind. Länger zu arbeiten macht hier keinen Sinn, da der Tempel über keine elektrische Beleuchtung verfügt und es hier so gut wie keine Dämmerungsphase gibt, was bedeutet, dass es ab 18:45 schlagartig dunkel wird. Frühmorgens ist es übrigens dasselbe. Um 6:45 wird es fast schlagartig hell.
Abends sitzen wir alle zusammen auf der Veranda, hören die Grillen laut zirpen und trinken jeder noch eine Malaria-Prophylaxe (Tonicwater mit Limetten, Eiswürfeln und einem Schuss Gin) bevor es dann in’s Bett geht.