Samstag 8. Januar 2011

Der Buddha am Westgate des Angkor Wat

Ob die geplanten Arbeiten an der Buddhastatue vom Angkor Wat von uns durchgeführt werden können ist im Moment nicht absehbar. Jede Restaurierungsmaßnahme muss hier offiziell eingereicht und von der Behörde freigegeben werde. Die schriftliche Genehmigung für die Maßnahme an der Buddhastatue liegt bis heute noch nicht vor. Wir hoffen, dass sie in den nächsten Tagen eintrifft, sonst läuft uns die Zeit davon. Die Genehmigung ist, wie uns Emmeline Decker erklärt eine reine Formsache aber wir merken nun doch: Kambodscha ist nicht Deutschland. Emmeline hat folgendes überlegt: Falls das Schriftstück nicht in den nächsten Tagen eintrifft hat sie einen Alternativorgeschlag, der auch die Zustimmung von Professor Leisen gefunden hat: Wir würden für die GACP eine Expertise über originale Oberflächenbearbeitungen der historischen Skulpturen und Reliefs erarbeiten. Die Expertise soll dann als Grundlage zur Schulung des Restauratorenteams, im Hinblick auf historische Techniken der Steinbearbeitung bei Teilergänzungen, dienen. Wie bereits im Blogeintrag vom 7. 1. erwähnt, erfolgt die Steinbearbeitung durch die hiesigen Steinmetze und Bildhauer oftmals rein maschinell, was dann extrem glatte und sterile Oberflächen erzeugt. Ebenso Schleif- und Frässpuren auf Teilergänzungen. Zwar spielt die Teilergänzung in der Steinkonservierung eine eher untergeordnete Rolle. Doch manchmal ist sie einfach notwendig, wie im Falle der oben erwähnten Buddhastatue, die irgendwann einmal mit Beton ergänzt wurde. Sie wird als ein wesentlicher Bestandteil des Tempels betrachtet und hat (trotz ihrer starken Lädierungen) eine enorm wichtige sakarale Funkion im Tempelbezirk. Kurz: Ohne Ergänzungen könnte sie nicht zur Aufstellung kommen.
Heute haben wir auf besonderen Wunsch einiger Freunde einige Ansichtskarten versendet. Das gestaltet sich hier nicht so einfach, wie es klingt und es kann auch nicht garantiert werden, dass die Post wirklich ankommt. Méline Winkelmann hat uns dringend geraten, im Postamt so lange dabei zu bleiben, bis sowohl die Briefmarken aufgeklebt als auch die Abstempelung durchgeführt wurde – und selbst das ist noch keine Garantie für eine ordnungsgemäße Beförderung. Wir haben unser Möglichstes getan und hoffen das Beste – für die Empfänger 🙂
Das Tuc Tuc mit unserem freundlichen Fahrer

Danach ging es zum Tempelpark, der ungefähr 7 km vom Projekthaus entfernt liegt. Das Tuc Tuc haben wir samt Fahrer für einen ganzen Tag gemietet: Preis $ 15,00. Das ist viel Geld wenn man bedenkt, dass ein Lehrer hier ca. $ 30,00 im Monat verdient. Die Preise sind hier größtenteils verhandelbar. Die eignene Landeswährung (Riehl) ist nur bei kleineren Einkäufen erwünscht. Touristen bezahlen praktisch nur in Dollar. Das Meiste ( Essen, Trinken usw.) kostet ohnehin immer nur einen Dollar – Reinhard ist geschickt im handeln – wir überlassen es ihm. Unser Fahrer ist ein angenehmer Mensch. Ich frage ihn etwas über seine Familie aus. Er erzählt, dass er sich während des Pol Pot Regimes als kleiner Junge mit seinen Geschwistern in Erdlöchern verstecken musste. Immer wenn Schießereien zu hören waren, hätten seine Eltern in einem nahegelegenen Erdhügel Löcher gegraben und die Kinder darin versteckt. Sein Vater wurde während dieser Zeit von den Roten Khmer ermordet, seine Mutter hat das Regime überlebt. Gezeigte Betroffenheit oder Anteilnahme ist etwas, das es in der Khmerkultur scheinbar nicht gibt. Todesfälle oder auch Unfälle werden paradoxerweise durch Lachen überspielt. Ich interpertiere es so, dass man sein Gegenüber keinesfalls mit Problemen belasten möchte. Unsere Tuc Tuc Fahrer führte uns heute zu den Tempeln: Angkor Wat, Preah Khan, Neak Pean, Ta Som, East Mebon und Pre Rup.
Tilman in der Ruine des Preah Khan, Tilman und Reinhard im Neak Pean unter den mächtigen Wurzeln der Kapokbäume

Durch die Berechtigungsausweise der GACP, die Emmeline dankenswerterweise für uns organisiert hatte, können wir sämtliche Tempelanlagen kostenfrei besuchen.
Immer wenn wir auf dem Vorplatz einer Tempelanlage ankommen werden wir von Kindern umringt, die uns Souveniers verkaufen wollen. Da wir manchmal Rast machen um dort etwas zu trinken wird uns das ständige „Sir for only one dollar….“ etwas lästig. Irgendwann fragen wir in die Runde ob nicht jemand ein schönes Lied vorsingen kann. Darauf reagieren die Kinder irritiert und sind unerwartet verschämt. Es dauert immer eine ganze Weile bis eines der Kinder bereit ist uns ein Lied vorzusingen. Doch nach einer Weile sind sie dann soweit wir geben nach so einer Vorstellung gerne mal 1000,00 Riehl.
Singendes Khmer-Mädchen
Am Spätnachmittag Eintreffen am Projekthaus. Herr Professor Leisen und Emmeline Decker haben heute eine Delegation vom Auswärtigen Amt bzw. der deutschen Botschaft in Pnom Phen durch den Tempel von Angkor Wat geführt. Zu etwas vorgerückter Stunde treffen die Gäste im Projekthaus ein.Gesellige Runde auf der Veranda mit anschließendem Abendessen an festlich gedeckter Tafel und Fachgespräche beschließen diesen ereignisreichen Tag.
Tilman, Emmeline und Professor Leisen

Reinhard im Gespräch mit Karin Schinken (Steinmetzin und Restauratorin vom Deutschen Entwicklungsdienst)

Die Herren Werner Wnendt (Direktor des Auswärtigen Amtes) und Horst Triller (Gesandter der deutschen Botschaft in Phnom Phen) 

Desweiteren: Frau und Herr Willers (Oberst a. D.) von der CIMAC (Entminungsprojekt)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert