Heute ist so eine Art Nationalfeiertag in Kambodscha: Befreiung der Khmer durch die Vietnamesen. Nach dem Frühstück: Versammlung und Besprechung mit dem hiesigen Restaurtorenteam (ca.15 Mitarbeiter Khmer)im Guesthouse der GACP – danach Entlassung. Emmeline bereitet Gästekarten für den morgigen Besuch (VIP) vor. Die Beschriftung übernehme ich. Herr Professor Leisen gibt Instruktionen um anschließend nach Phnom Penh zu fliegen. Er wird jedoch heute Abend zurück erwartet. Mit Mélline und Christoph Winkelmann geht es dann zum Lapidarium der steinernen Tempelschätze von Angkor Wat. Wir sind neugierig und dann beeindruckt von der Vielzahl der Fragmente und Figuren, die dort lagern. Für die Öffentlichkeit ist das Lapidarium nicht zugänglich. Interessant für uns ist vor allem die Oberflächenbearbeitung der Originalskulpturen.
Im Gegensatz zu den meisten Repliken, welche die hiesigen Bildhauer heute fertigen (durch flexen und schleifen) erfolgte bei den Originalen die gesamte Formung bis ins kleinste Detail (Textile Ornamente) ausschließlich mit dem Spitzeisen. Bei einigen, sehr wenigen unvollendete (überlebensgroßen) Statuen ist dieser Schaffensprozess bilderbuchmäßig ablesbar. Die Technik des Spitzens bis ins kleinste Detail und danach erst die Glättung der Form wurde ja bereits an Plastiken aus der ägyptischen Antike nachgewiesen. Die Formen, die durch diese Technik entstehen wirken extrem stimmig, monumental und sehr geschlossen. Die stehenden Buddhas wirken dabei archaisch besonders das Lächeln, selbst wenn (oder gerade weil) sie anatomisch nicht korrekt sind.
Tilman und Elmar lassen sich die Haare schneiden. Der Frisörsalon ist eher eine Wellblechgarage. Lustige Dialoge mit dem jungen Frisör und den anwesenden Familienmitgliedern und Freunden. Reinhard filmt und wird vom Frisör um seinen Bart beneidet. Er selbst pflegt sein kleines Kinnbärtchen und blondiert es während er sein Handwerk versieht. Die Menschen sind trotz ihrer Armut immer sehr fröhlich und immer leicht zu lachen zu bringen.
Besuch einer Bildhauerwerkstatt.
Der Meister empfängt uns sehr freundlich. Er sieht an unseren T-shirts, dass wir zur GACP gehören und kann uns gleich einordnen. Er berichtet, dass er schon einmal in Tschechien war und dort ein Denkmal für die Stadt Brünn gefertigt hat. In seiner Werkstatt fertigt er formschöne Buddhastatuen (Miniaturen). Eine kleine ca. 20 cm große soll 40,00 $ kosten.
Den späteren Nachmittag verbringen wir in der Innenstadt von Siem Reap.
Vor einigen Lägen und stehen Wasserbecken an deren Rändern Touristen sitzen. Was ist das? Eine Engländerin klärt uns auf:
Fußmassage durch kleine Fische, die den Leuten die trockene Haut vom Fuß knabbern. Reinhard und ich machen den Versuch mit den Händen, eher unangenhemes Gefühl. Wir mutmaßen: Wahrscheinlich füttert man die Fische nicht, um dieses Verhalten zu forcieren. Besuch einer bombastische Pagode mit Friedhof auf dem soeben eine buddhistische Trauerfeier abgehalten wird.
Die Trauergäste in weißen Kutten, viele Frauen kahl geschoren (Kennzeichen der Witwe) sitzen an Tischen und essen. Der Friedhof selbst höchst steril und stark verkitscht.
Später Suppe und Fruchtcocktail. Extreme Armut auf den Straßen. Kinder betteln auf der Strasse bzw. verkaufen Ansichtskarten und Armreifen. Ein kleines Mädchen steht lange etwas entfernt von unseren Tisch und bekommt nasse Augen als wir ablehnen, da wir bereits einem anderen Kind etwas abgekauft haben. Wir fragen ob sie Hunger hat – würden ihr etwas zu essen kaufen, doch sie lehnt ab. Ich gebe ihr dann doch einen Dollar.